"A ban on international adoptions does not do justice to my story," says EPP National Councillor Nik Gugger.
Nik Gugger: «Verbot von Auslandadoptionen wird meiner G... https://www.nzz.ch/schweiz/ein-verbot-von-auslandadoptio...
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Der Zug kurvt durchs grüne Gürbetal, von Bern nach Uetendorf, wo Nik Gugger,
55 Jahre alt, Nationalrat der EVP, aufgewachsen ist. «Siehe da, ich habe immer
Glück», sagt er, als sich die Wolken verziehen.
Das Haus der Guggers liegt in einer hügeligen Landschaft oberhalb des
Dorfkerns. Ein grosser Holzbau aus dem 17. Jahrhundert, riesiges Dach, kleine
Fenster. Umgeben von Weizenfeldern und alten Obstbäumen. Ein paar Schafe
stehen auf dem Hügel, am Horizont die Bergkette.
Bis zu seinem vierten Lebensjahr lebte Gugger in Indien, wo er zur Welt kam und
adoptiert wurde. Wenn das nicht gewesen wäre, würde er heute wahrscheinlich
auf den Strassen Indiens leben, als Sohn einer verwitweten, armen Frau, sagt er.
Die Adoption habe seinem Leben eine neue Richtung gegeben, zum Guten.
Doch der Bundesrat will Schweizer Paaren verbieten, Kinder aus dem Ausland zu
adoptieren. Um Missbräuche zu verhindern. Dies verkündete der Justizminister
Beat Jans im Januar. Ein Verbot sei die beste Möglichkeit, alle Betroffenen,
insbesondere die Kinder, zu schützen, sagte er. Die Rechtskommission des
Kinderhandel, gefälschte Dokumente, Irreführung der Eltern
Selber aus Indien adoptiert, kämpft er politisch um seine Identität. Beim Besuch in
seinem Elternhaus erzählt Gu�er, warum. Wird er seine Geschichte bewahren können?
Ein Porträt.
Carlo Mariani (Text), Annick Ramp (Bilder)
18.06.2025, 17.00 Uhr 8 min
«Ein Verbot von Auslandadoptionen wird meiner Geschichte
nicht gerecht», sagt der EVP-Nationalrat Nik Gugger
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Nationalrats will von einem Totalverbot nichts wissen und hat eine
entsprechende Motion verabschiedet. Am 19. Juni wird der Nationalrat darüber
abstimmen.
Der Bundesrat stützt sich auf Untersuchungen, die systematische Missstände bei
Auslandadoptionen belegen: Kinderhandel, gefälschte Dokumente und
Identitäten, erzwungene Zustimmungserklärungen, Irreführung der leiblichen
Eltern. In den 1970er und 1980er Jahren wurden Tausende Kinder in die Schweiz
vermittelt.
Inzwischen hat die Schweiz gehandelt. Doch trotz strengeren Regeln hält Jans
ein Verbot für notwendig. Dagegen regt sich Widerstand. Angeführt von Nik
Gugger.
Er ist davon überzeugt, dass in seinem Fall alles gut lief. Und will die
Deutungshoheit über seine eigene Geschichte behalten.
Für Gugger geht es um mehr als eine politische Angelegenheit, um mehr als ein
Gesetz. Es geht um den Erhalt seiner Identität. Seiner Geschichte. Es ist der
persönlichste und vielleicht wichtigste politische Kampf seines Lebens.
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Schweizer Idylle: das Haus der Familie Gu�er in Uetendorf bei Thun.
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«Ich stehe für die stille Mehrheit der aus dem Ausland adoptierten Kinder»: Nik Gu�er in
seinem Elternhaus in Uetendorf.
In Uetendorf leben Guggers Adoptiveltern Elisabeth und Fritz Gugger. Sie sind
über achtzig Jahre alt und seit mehr als sechzig Jahren verheiratet.
Am Esstisch in der Stube holt Elisabeth Gugger ein Fotoalbum hervor. Ende 1969
zogen sie und ihr Mann nach Südindien. Ihr Mann arbeitete für das Hilfswerk
der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, sie als Lehrerin. Den Entscheid,
nach Indien auszuwandern, trafen sie «aus Abenteuerlust und um zu helfen»,
sagt Fritz Gugger. Sie hätten zwar einen unerfüllten Kinderwunsch gehabt –
doch seien sie nicht mit dem Ziel nach Indien gefahren, ein Kind zu adoptieren.
Unerfüllter Kinderwunsch
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Und kamen dennoch mit einem zurück.
In der Schweiz machte Nik Gugger zuerst eine Lehre zum
Maschinenmechaniker, es folgte ein Sozialpraktikum in Kolumbien, dann
Studien in den Bereichen Soziologie, Sozialpädagogik, Sozialmanagement,
politische Kommunikation. Während des Studiums arbeitete er auf einem
Friedhof und half den Abhängigen in der Zürcher Drogenszene.
Gugger leitete lange Zeit eine reformierte Jugendkirche in Winterthur. Dort
gründete er eine Familie. 2002 wird Gugger ins Stadtparlament gewählt, 2014 in
den Kantonsrat, 2017 rückt er in den Nationalrat nach.
Im Parlament engagiert er sich für alles Mögliche, reicht Vorstösse zu
Wildbienen ein, zu künstlicher Intelligenz und zum Atomwaffenverbotsvertrag
der Uno. Dabei politisiert er eher am linken Rand der Mitte-Fraktion. Er sitzt
zudem in der Aussenpolitischen Kommission und ist Teil der Delegation für den
Europarat.
Inzwischen ist er zu einem einflussreichen Politiker aufgestiegen, der etwa beim
Abschluss des Freihandelsabkommens mit Indien eine Schlüsselrolle spielte.
Beruflich ist Gugger vor allem als Unternehmensberater tätig, seine Firma heisst
Herzkraftwerk. Er vertreibt auch ein Ingwergetränk und hat schon eine
Autobiografie geschrieben. Gugger scheint mehrere Leben in einem zu leben.
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Am 3. Mai 1970, erzählt Elisabeth Gugger, seien sie und ihr Mann für eine
Impfung ins Basler Missionsspital in Udupi im Gliedstaat Karnataka gegangen.
Dort kam eine Hebamme auf sie zu, eine Deutsche.
Die Hebamme bat sie, ein Kind zu adoptieren. Sie erzählte ihnen, eine arme,
verwitwete Frau namens Anasuya habe es zwei Tage zuvor im Spital geboren. Die
Hebamme habe nichts vom unerfüllten Kinderwunsch gewusst. Sie erzählte
ihnen, Anasuya könne das Kind nicht ernähren, sie habe schon vier andere.
«Es war fast ein Schock», sagt Fritz Gugger. Doch sie hätten viel für ein Kind
gebetet. «Da gibt es nicht mehr viel zu überlegen, das nehmen wir», hätten sie
gedacht.
Ein indischer Anwalt begleitete die Adoption. Die Behörden gaben Nik vorerst
befristet für zwei Jahre zur Pflege frei. Elisabeth Gugger zeigt auf ein Foto, darauf
sind sie und ihr Mann mit dem Kind zu sehen. Das Bild wurde zusammen mit
einem Aufruf in lokalen Zeitungen abgedruckt. Die leiblichen Eltern sollten die
Chance haben, sich zu melden. Doch das passierte nicht. Schliesslich entschied
ein Gericht, dass Nik adoptiert werden durfte.
«Da gibt es nicht mehr viel zu überlegen, das nehmen wir», dachten Fritz und Elisabeth Gu�er, als
sie den kleinen Nik sahen.
«Es war ein Schock»
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Die Guggers haben alles dokumentiert, die Aufrufe in den Zeitungen, die
Behördenkorrespondenz, den Gerichtsentscheid. Doch eine Frage bleibt: Wie
können sie sich so sicher sein, dass die Mutter das Kind wirklich abgeben wollte?
Nik Gugger ist ein charismatischer Mann. Er habe keine Feinde, sagte Christine
Badertscher, Grünen-Nationalrätin, kürzlich in einem Fernsehbeitrag. Auch der
SVP-Bundesrat Albert Rösti, der wie Gugger aus Uetendorf kommt, lobt ihn: «Er
fällt auf, positiv, weil er sehr aktiv ist.» Gleichzeitig sei Gugger eine
ausgleichende Persönlichkeit, kein Populist.
Die SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser sagt: «Ich erlebe Nik als sehr lebendig
und als zugewandt – und als sehr herzlich. Ich spüre ihn als Mensch», sagt sie.
Wegen seines Engagements für das Freihandelsabkommen mit Indien sagt
Aussenminister Ignazio Cassis: «Durch seine unterstützende und offene Art ist
er eine wichtige Ressource.»
Die Stube der Guggers ist hell, mit vielen Fenstern. Auf dem Sofa hält Elisabeth
die Hand ihres Mannes fest und sieht ihn an. Dieser sagt: «Die Hebamme hat
uns ein gutes Gefühl gegeben, wir sind uns sicher, dass Anasuya nicht anders
konnte, als das Kind abzugeben. Nik ist für uns kein Zufall, sondern ein Geschenk
Gottes», sagt er, frommer Christ und ehemaliger Politiker im Berner
Kantonsparlament und wie sein Sohn in der EVP. Er und seine Frau sind Mitglied
im Evangelischen Gemeinschaftswerk, Nik Gugger ist reformiert.
Dieses Foto wurde in den Zeitungen gedruckt: Elisabeth und Fritz Gu�er zusammen mit Nik.
Lob von Rösti bis Rosenwasser
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«Der Mensch fühlt, ob etwas falsch oder echt ist», sagt Gugger. Er habe nie das
Gefühl gehabt, dass bei seiner Adoption etwas falsch gelaufen sei. Aber hätten
Elisabeth und Fritz Gugger nicht mit Anasuya reden können? Elisabeth Gugger
verschränkt ihre Hände: «Die Hebamme sagte uns, sie wolle uns nicht
kennenlernen. Und wir haben ihren Wunsch respektiert», sagt sie.
Die ersten Lebensjahre von Nik verbrachten die Guggers in Südindien. Elisabeth
wurde dann doch schwanger und gebar zwei Mädchen.
Elisabeth und Fritz Gu�er zusammen mit
dem kleinen Nik.
Gu�er bei seiner ersten Indienreise mit
18 Jahren.
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An der Haustüre des Elternhauses steht «Namaste», eine indische Grussformel.
In der Stube steht in der Ecke eine Tanpura, eine indische Laute, von der Decke
hängen gestrickte Lampenschirme, kleine indische Truhen und hölzerne
Elefanten sind im Haus verteilt. Die Adoptiveltern haben versucht, Nik Gugger
die indische Kultur nahezubringen. Sie kontrastiert mit dem rustikalen
Schweizer Mobiliar.
Sein Herkunftsland besuchte Gugger erstmals mit 18 Jahren wieder, mit der
Familie zusammen. «Ich fühlte mich sofort sehr wohl, abgesehen davon, dass ich
wegen meiner langen Haare als Frau angesehen wurde», sagt Gugger.
Nik Gu�er (links) mit seinen zwei Schwestern und den Eltern.
Erste Indienreise mit 18
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Er trägt bis heute gerne Armbänder im indischen Stil, derzeit hat er ein Henna-
Tattoo auf der Handfläche, ein Mandala. Zudem liebt er Elefanten und die Farbe
Orange, die heilige Farbe der Hindu-Religion. Er liess sogar sein Haus in
Winterthur orange streichen.
Bis Anfang des 21. Jahrhunderts war Indien das Land, aus dem am meisten
Kinder in die Schweiz adoptiert wurden. Zwischen 1970 und 1999 erteilten die
Schweizer Behörden laut einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften 2799 Einreisebewilligungen für Kinder aus Indien. Es folgen
Kolumbien (2122), Brasilien (1222) und Korea (1065).
Erst 2003 ratifizierte die Schweiz das Haager Adoptionsübereinkommen. Dieses
sieht vor, dass ein Kind nur dann ins Ausland vermittelt werden darf, wenn im
Herkunftsland keine geeignete Adoptivfamilie gefunden werden kann.
Trotz rückläufigen Zahlen – 2023 wurden nur noch 19 Kinder aus dem Ausland
adoptiert – hält der Justizminister Beat Jans ein Verbot für notwendig. Die
Niederlande sind diesen Schritt bereits gegangen, in mehreren europäischen
Ländern wird er diskutiert.
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Entwicklung der Auslandadoptionen
Quelle: Bundesamt für Statistik
Herkunftsregionen der adoptierten Kinder (2006–2023)
Quelle: Bundesamt für Statistik
0 50 100 150 200 250 300 350
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335
289
264
230
275
252
223
180
150
125
101
69
79
48
46
38
34
19
NZZ/mco.
0 200 400 600 800 1000
Europa �ohne Schweiz�
Afrika
Amerika
Asien
Andere
343
1056
420
895
47
NZZ/mco.
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Als der Bundesrat ankündigte, die Auslandadoptionen zu verbieten, reagierte
Gugger mit einer Petition und sammelte 10 000 Unterschriften.
Er warnt vor einem pauschalen Verbot. «Ein Verbot nimmt Kindern wie mir die
letzte Chance auf eine Familie», sagt er. Er setze sich für eine saubere,
transparente Praxis ein – nicht für ein «blindes Verbot», wie es Gugger nennt.
Ein solches werde seiner Geschichte nicht gerecht.
«Ich stehe für die stille Mehrheit»
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«Ich stehe für die stille Mehrheit der aus dem Ausland adoptierten Kinder, die
froh darüber sind, dass sie in der Schweiz aufwachsen durften», sagt Gugger. Er
verstehe natürlich die Menschen, die weiteres Leid verhindern wollten. Darum
fordert er strengere Kontrollen und transparente Verfahren.
Es sollte genau definiert werden, bei welchen Ländern internationale Adaptionen
vertretbar seien. «Ich bin für schwarze Listen für Länder, bei denen nachweislich
Missbrauch passiert», sagt er.
Gegner der Adoptionen aus dem Ausland argumentieren, es gebe kein Recht auf
Kinder. «Das ist ein Nonsens!», sagt Gugger. «Solche Leute sollen sofort
Samenspende, Eizellenspende, Leihmutterschaft und inländische Adoptionen
verbieten wollen.»
Die Eltern erzählten Gugger, sobald er alt genug war, wie die Adoption
abgelaufen war. Er entschied sich, nicht nach seiner leiblichen Mutter zu suchen.
Er sei ein Gugger, sagt er – und habe nie ein Verlassenheitsgefühl gehabt.
Seine leibliche Mutter habe das Beste für ihn getan, davon ist Gugger überzeugt.
In seinen Gebeten danke er Gott immer wieder dafür, dass sie ihn zur Welt
gebracht habe. Gugger weiss nicht, ob sie noch am Leben ist, doch sie hätte ihn
finden können, sagt er.
Die Eltern erzählten Nik Gu�er, sobald er alt genug war, wie die Adoption abgelaufen war.
Rassismus im Dorf
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Viele Adoptivkinder suchen allerdings den Kontakt zu den leiblichen Eltern. Sie
wollen eine Lücke füllen. Und für aus dem Ausland Adoptierte kann das eine
besonders grosse Herausforderung sein. Viele, die unter missbräuchlichen
Umständen in die Schweiz adoptiert worden waren, konnten ihre Eltern nie
finden.
Doch für Gugger sei das Aufwachsen in der Schweiz nicht wegen seiner
Adoptionsgeschichte, sondern wegen der rassistischen Reaktionen auf seine
Hautfarbe herausfordernd gewesen. Es war für Gugger immer wieder schwierig,
als Dunkelhäutiger im Dorf zu bestehen. «Schaut her, da ist Guggers Souvenir»,
hörte er einmal.
Nun scheint es so, als würde Gugger die politische Debatte gewinnen. Im
Parlament zeichnet sich eine Trendwende ab: Die Rechtskommission des
Nationalrats forderte den Bundesrat kürzlich auf, seinen Kurs zu überdenken.
Nun wird das Thema im Nationalrat beraten – und Gugger rechnet sich gute
Chancen aus. Neben der Mitte und der FDP stellen sich nun auch linke
Parlamentsmitglieder gegen ein pauschales Verbot, etwa die grüne Nationalrätin
Sibel Arslan.
Auf der Heimfahrt muss Gugger immer wieder telefonieren, mal ist es ein Uno-
Botschafter, mal die Physiotherapeutin, bei der er wegen eines Verkehrsunfalls in
Behandlung ist. «Ich freue mich, alles klappt, ich bin ein Sonnenschein», sagt er.
Das Aufwachsen in der Schweiz sei für Gu�er nicht wegen seiner Adoptionsgeschichte, sondern
wegen Rassismus schwierig gewesen.
Die Politik kippt
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Rastlos, wie immer. Vielleicht, weil seine Biografie ihn jeden Tag daran erinnert,
dass es nicht selbstverständlich ist, dass er hier ist.
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