Die verkaufte Hoffnung

2005

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Die verkaufte Hoffnung

Der Handel mit menschlichen Eizellen ist zum globalen Geschäft geworden. Viele Kinderwunsch-Paare sehen es als ihre letzte Chance, manche Spenderinnen tun es aus reiner Not. Und setzen damit ihre Gesundheit und Zukunft aufs Spiel.

Alina mit ihrem Verlobten Nicu

Alina wollte ein schönes Hochzeitsfest feiern. Sie sah sich schon im weißen Kleid mit ihrem Nicu tanzen, inmitten ihrer Verwandten und Freunde. Aber wer sollte das bezahlen? Sechsmal die Woche ging sie in die Matratzenfabrik, schnitt am Fließband Schaumstoff zurecht, für 70 Euro im Monat. Das reicht auch in Rumänien gerade mal fürs Essen - aber nicht für eine eigene Wohnung und schon gar nicht für ein Fest. Da erschien es ihr wie ein Wink des Schicksals, als eine Kollegin erzählte, dass sie durch eine Eizellenspende mehr verdienen könne als sonst in drei Monaten. "Was ist schon dabei, ob dein Ei im Tampon landet oder ob du es an Frauen verkaufst, die ein Kind wollen", ermunterte sie Alina. Die junge Frau ging schließlich mit in das Behandlungszentrum in Bukarest, an dessen Türschild "Global Art" stand. Doch dann wäre sie an der Eizellenspende fast gestorben. "All das, was mit mir passiert ist, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin seither eine andere", sagt sie.

Wir treffen Alina und ihren Verlobten Nicu in einem Bukarester Hotel. Sie ist gerade 20 Jahre alt geworden, wirkt verschlossen und unsicher. Lange schwarze Haare fallen auf ihre Schultern, die Jeans spannt über ihrem Bauch. Sie hat nach der Eizellenspende 18 Kilogramm zugenommen, eine Folge der Behandlung und der folgenden Komplikationen. Beim Tanzen rumort ihr Bauch, und der Rücken schmerzt. Ihre Menstruation kommt seither unregelmäßig, aber heftig, mit starken Schmerzen.

Alina wollte ihren Verlobten mit dem Zusatzverdienst überraschen. Zwar hat man ihr vor dem Eingriff gesagt, dass sie für mögliche Gesundheitsprobleme selbst verantwortlich sei. "Welche das sein könnten, darüber wurde ich nicht aufgeklärt", erzählt Alina. "Ich musste unterschreiben, dass ich niemandem von der Eizellenspende erzähle und auf alle Rechte an einem möglichen Kind verzichte." Sie wusste nicht, dass ihr Körper mit einem Hormoncocktail traktiert werden muss, um ihn dazu zu bringen, statt einer Eizelle 15 oder 20 in einem Zyklus heranreifen zu lassen. Schon die erste Injektion vertrug sie nicht: "Ich fühlte mich schwindlig und schlapp, mir war übel."

13 Tage lang bekam sie täglich eine Spritze. Bereits nach einer Woche war ihr Bauch aufgetrieben. Die Ärztin wiegelte ab: Das sei normal, sie könne die Behandlung jetzt nicht abbrechen. Die Atmosphäre in dem unscheinbaren Neubau schüchterte sie zusätzlich ein: Die Eingangstüren waren immer verschlossen, mit einer Gegensprechanlage wurde jeder kontrolliert, der hinein wollte, und überall im Haus waren Videokameras installiert. Etwa 15 junge Frauen wurden zeitgleich mit Alina auf die Spende vorbereitet, "aber es war verboten, miteinander zu sprechen". War ihr das alles nicht unheimlich? "Ja, schon. Aber ich dachte, das sind doch Ärzte, die werden mir schon nichts tun."

Am 14. Tag bekommt Alina um Mitternacht eine Injektion, um den Eisprung auszulösen. Am nächsten Vormittag soll sie nüchtern in die Praxis zurückkehren. Unter Narkose werden ihre Eizellen "abgeerntet", wie es im Fachjargon heißt und, nach einem kurzen Qualitäts-Check unter dem Mikroskop, gleich im Labor nebenan befruchtet: mit dem Samen ausländischer Männer, der hier tiefgekühlt bereitliegt. Alina bekommt davon nichts mit. Irgendwann wecken die Arzthelferinnen sie aus der Narkose. "Jede von uns bekam einen Umschlag mit dem Lohn, 250 US-Dollar, in die Hand gedrückt, dazu ein Sandwich und eine freundliche Verabschiedung - das war’s."

Weibliche Keimzellen sind weltweit Mangelware. Immer mehr Frauen mit Kinderwunsch hoffen durch fremde Eizellen ihre Chancen auf eine Schwangerschaft um einige Prozentpunkte zu steigern - vor allem, wenn sie schon über 40 sind. In Deutschland ist die künstliche Befruchtung per Eizellenspende verboten, in vielen anderen Ländern jedoch erlaubt. Auch in der Forschung gibt es wachsenden Bedarf an menschlichen Keimzellen. So berichtet die englische Tageszeitung "Guardian", dass Ian Wilmut, der wissenschaftliche "Vater“ des Klonschafes „Dolly“, junge Frauen dazu aufrufen will, für seine therapeutischen Klonversuche frische Eizellen zu spenden.

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Raluca mit ihrer Familie

Alina fühlt sich elend nach dem Eingriff. Nach zwei Tagen schleppt sie sich wieder zu GlobalArt. Die Ärztin gibt ihr Pillen, sagt, das würde sich schon wieder geben. Alinas Bauch ist inzwischen so angeschwollen, als sei sie hochschwanger. Als sie Blut spuckt und kaum mehr Luft bekommt, bringt ihr Verlobter Nicu sie in die Universitätsklinik. Die Ärzte dort stehen vor einem Rätsel. Telefonisch ist bei GlobalArt niemand zu sprechen. Schließlich fährt Nicu selbst hin und schlägt Alarm. Da schreibt ihm die GlobalArt-Ärztin die Namen der Substanzen, die Alina bekommen hat, auf einen Zettel. Erst jetzt kann eine Therapie eingeleitet werden. Als Alina zwei Wochen später aus dem Krankenhaus entlassen wird, erfährt sie, dass sie Wasser in der Lunge hatte, an einer Infektion litt und ihre Eierstöcke beim Absaugen der Eizellen schwer beschädigt wurden. "Zwei, drei Tage länger ohne Behandlung hätten Sie nicht überlebt", sagt ihr die Klinik-Ärztin.

Das Gebäude von GlobalArt liegt in einem besseren Viertel von Bukarest, dort, wo sich heruntergekommene Häuser mit herausgeputzten Fassaden abwechseln. Der Firmenname steht auf einem unauffälligen Messingschild. Nichts deutet darauf hin, dass hier jahrelang mit menschlichenm Eizellen gehandelt wurde. Seit März ist die Bukarester "Eizellenfabrik" geschlossen, Alinas Fall brachte den Stein ins Rollen. "Es war ein Riesenskandal", erinnert sich ein etwa 45-jähriger Mann in Arbeitskleidung, der im gegenüber liegenden Tante-Emma-Laden gerade ein Bier trinkt. "Aber die Mädchen haben es doch nur aus Armut getan." Nicht nur die rumänische Öffentlichkeit war für einen Moment lang aufgeschreckt. Auch das europäische Parlament verfasste eine Resolution gegen den Handel mit weiblichen Keimzellen.

"Als die Polizei ins Gebäude kam, waren alle Unterlagen und Laboreinrichtungen verschwunden", sagt George Magureanu, ein junger Anwalt, der Alina rechtliche Unterstützung angeboten hat. Was wird die rumänische Justiz nun unternehmen? Die Bukarester Staatsanwaltschaft ermittelt noch und ist zu keiner Aussage bereit. Die Staatssekretärin im Justizministerium, Cristina Manda, lässt durchblicken, dass das Geschäft mit den Eizellen in einer rechtlichen Grauzone betrieben wurde. "Der Handel mit Organen steht in Rumänien unter Strafe", sagt die ehemalige Menschenrechtsanwältin, "ob das Gesetz auch Eizellen einschließt, wird vom Gesundheitsministerium noch geprüft." Und der dort zuständige Staatsekretär Vlad Iliescu wundert sich vor allem darüber, dass eine deutsche Journalistin wegen dieses Falles bis nach Rumänien gekommen ist: "Für den Handel braucht es schließlich auch Abnehmer", sagt er. Ohne einen internationalen Markt für Eizellen gäbe es das Problem nicht.

GlobalArt gehört zu einem internationalen, schwer durchschaubaren Netzwerk von Kliniken und Laboren. Gegründet wurde es von dem israelischen Reproduktionsmediziner Dr. Ilya Barr. Das Behandlungszentrum in Bukarest wurde 1998 eröffnet. Zunächst wurden dort Eizellen für Israel gesammelt, dann für US-amerikanische Frauen. Für BRIGITTE ist Ilya Barr auch nach mehreren Kontaktversuchen nicht zu sprechen. Aber noch heute, nach der Schließung des Zentrums in Bukarest, wirbt GlobalArt USA auf seiner Website damit, dass Barr "jeden Aspekt der europäischen Klinik" persönlich überwache. Und weiterhin werden rumänische Eizellen zu "exceptional prices", also Schnäppchenpreisen, angeboten. In den USA bezahlen Kinderwunsch-Paare normalerweise allein für die Eizellenspende zwischen 5000 bis 15 000 Dollar, für Keimzellen von Elite-Studentinnen, talentierten Musikerinnen oder bildhübschen Models verlangen Agenturen bis zu 50 000 Dollar.

Auch in Großbritannien werden Eizellenspenderinnen dringend gesucht - gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. Trotz Werbekampagnen wie "Gib Leben, gib Hoffnung" entschließen sich aber nur wenige Britinnen zur Keimzellenspende. So kam das angesehene Londoner "Bridge Fertility Centre" auf die Idee, rumänische Quellen anzuzapfen. Die Kinderwunsch- Paare, die oft jahrelang auf eine Eizellenspende warten, mussten dafür nicht mal auf den Balkan reisen. Die ausgeklügelte Logistik funktionierte so: Spenderinnen wie Alina werden in Bukarest hormonell für die Eizellenentnahme stimuliert, während die sehnsüchtigen Kundinnen zu Hause medikamentös auf eine Schwangerschaft vorbereitet werden. Der Samen ihrer Partner wird tiefgefroren nach Bukarest geschickt, um dort die "frischen" Eizellen zu befruchten. Die so entstandenen Embryos werden wiederum nach England geflogen und dort den Empfängerinnen eingesetzt. "55 Frauen bekamen bei uns Embryos aus Rumänien", gibt Gedis Grudzinskas, medizinischer Direktor der "Bridge-Klinik", an. Er geht davon aus, dass der Geschäftskontakt nicht für immer abgebrochen ist. Man habe ihm signalisiert, das rumänische Zentrum werde derzeit reorganisiert.

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Das Behandlingszentrum von GlobalArt in Bukarest

"Unsere Spenderinnen sind Teil unserer Familie; sie freuen sich, anderen diese letzte Chance für ein Kind zu eröffnen", so wirbt GlobalArt USA auf seiner Website für die rumänische Niederlassung. Als Familienmitglied fühlte sich Raluca, eine weitere Eizellenspenderin, die wir in Bukarest treffen, keineswegs. Dreimal verkaufte die 24- Jährige innerhalb von neun Monaten Eizellen. Die ersten beiden Male für 100 und 150 Dollar, beim letzten Mal für 250 Dollar. Für Frauen, die sie zu GlobalArt mitgenommen hat, bekam sie zehn Dollar Provision.

Raluca leidet an Blutarmut und fühlt schmerzende Knoten in der Brust, aber sie hat kein Geld, um zum Arzt zu gehen. Als sie von ihrer letzten Eizellenentnahme erzählt, bricht sie in Tränen aus: "Die Prozedur war immer dieselbe. Aber diesmal war es einfach zu viel." Sie hatte Angst zu sterben, wehrte sich und schrie, als die Assistentinnen sie an Armen, Oberschenkeln und Knöcheln an den Operationstisch banden. Ihre sechsjährige Tochter hört ihr gebannt zu. Sie gräbt ihre Finger in die große Hand ihres Vaters, ein ehemaliger Schweißer, der sich heute als Tagelöhner verdingt. Die Familie wohnt in einem kleinen Flachbau im Schatten monströser Plattenbauten aus der Ceaus¸escu-Ära am Stadtrand von Bukarest. Fließend Wasser gibt es in ihrer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung nicht, es riecht stockig. Mit dem Erlös der Eizellen zahlte Raluca die Miete, kaufte Holz für den Ofen, warme Kleidung und kleine Weihnachtsgeschenke für Andrea.

Auch Raluca fand Kontakt zu dem Rechtsanwalt George Magureanu. Dieser will in ihrem und in Alinas Fall einen Kunstfehlerprozess gegen GlobalArt anstrengen, das einzige juristische Mittel, mit dem er die Interessen der jungen Frauen vertreten kann. Allerdings war bisher kein rumänischer Fortpflanzungsmediziner bereit, ein Gutachten über die Gesundheitsschäden von Alina und Raluca zu schreiben. "Sie fürchten um das Image ihres Fachs", vermutet Magureanu.

Eine Schwangerschaft aus dem Reagenzglas verlangt dem weiblichen Körper viel ab, der Spenderin wie der Empfängerin. Frauen, die sich sehnlich ein Kind wünschen, lassen sich von möglichen Komplikationen, wie dem so genannten Überstimulationssyndrom (OHSS), selten abschrecken. Mindestens jede zehnte Patientin erlebt es in milder Form, mit einer Schwellung des Bauchraums, depressiven Verstimmungen, Kopfschmerzen und Übelkeit. In einem von hundert Fällen treten nach WHO-Schätzungen lebensbedrohliche Nebenwirkungen auf: Nierenversagen, Lungenembolien oder Schlaganfälle. Auch von vereinzelten Todesfällen wird berichtet. Die Komplikationsrate steigt, wenn Patientinnen sehr hoch stimuliert werden, um möglichst viele Keimzellen gleichzeitig reifen zu lassen.

Auch wenn in den meisten Behandlungszentren nicht so rücksichtslos mit Spenderinnen verfahren wird wie bei GlobalArt in Rumänien: Die Berliner Medizinsoziologin Giselind Berg fragt, ob es grundsätzlich vertretbar ist, Frauen solchen gesundheitlichen Risiken auszusetzen, wenn sie selbst keinen Nutzen von dem Eingriff haben. Auch der britische Reproduktionsmediziner Eric G. Simons, Direktor des "Cromwell IVF and Fertility Centre" in London, äußert sich skeptisch: "Die Eizellenspende macht gesunde Frauen zu Patientinnen." Deshalb plädiert er für ein anderes Modell: Beim so genannten "Egg-Sharing" im Rahmen einer In-vitro-Befruchtung geben Kinderwunsch-patientinnen einige Eizellen an Leidensgenossinnen ab und bekommen dafür einen Preisnachlass bei der eigenen Behandlung.

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Den kommerziellen Handel mit menschlichen Organen, Gewebe und Zellen - also auch Eizellen - zu verbieten, das ist auch das Ziel einer EU-Richtlinie, die nächstes Jahr wirksam wird. Spendern darf dann nur noch eine Aufwandsentschädigung bezahlt werden. Über deren Höhe kann jedes Mitgliedsland allerdings selbst bestimmen. Da die Eizellenspende in Deutschland grundsätzlich verboten bleibt, werden deutsche Paare auch weiterhin ins Ausland ausweichen. Bei ihrer globalen Eizellensuche nutzen sie vor allem das Internet. Dort haben sich auch Ute und Thomas Brandstetter* auf die Suche nach einer Spenderin gemacht. "Ich muss einen Weg immer zu Ende gehen", sagt die 40-jährige Altenpflegerin, die bereits dreimal eine Fehlgeburt nach hormoneller Stimulation durchlitt. Aber wie sollte sie nun angesichts der vielen Offerten aus Spanien, Russland oder Südafrika ein seriöses Spende-Angebot erkennen? "Einfach ins Internet zu gucken und zu sagen, da buche ich jetzt eine Eizelle, fand ich zu abenteuerlich." Dabei dachte sie auch an die Situation der Spenderin. Das Paar war froh, als ihr Reproduktionsarzt ihrem Drängen nachgab und eine Klinik in Warschau nannte.

Streng genommen hat sich der Arzt damit strafbar gemacht: Bis zu drei Jahren Gefängnis drohen Medizinern, die einer Patientin fremde Eizellen einsetzen. Und auch Tipps für eine Behandlung im Ausland dürfen Ärzte nicht geben. Allerdings ist deshalb bisher noch kein Arzt verurteilt worden. Unter der Hand praktizieren viele reproduktionsmedizinische Praxen in Deutschland eine Arbeitsteilung, wie im Falle Ute Brandstetter. In der Warschauer Klinik "Novum" bekam sie beim Erstgespräch mit dem Gynäkologen Piotr Lewandowski einen Plan für die Einnahme von Medikamenten, die ihre Gebärmutterschleimhaut aufbauen halfen. Ihr Reproduktionsmediziner zu Hause kontrollierte dann per Ultraschall die Fortschritte. Als ihr Körper bereit war für eine Schwangerschaft, verständigte sie den polnischen Gynäkologen, der schnell eine Spenderin fand. "Eine 25- Jährige", freut sich Ute Brandstetter, "damit werde ich biologisch zu einer jungen Gebärenden, das steigert meine Chancen." Die Wahrscheinlichkeit, nach künstlicher Befruchtung ein Kind zu bekommen, liegt laut deutschem IVF-Register bei 16 Prozent pro Zyklus, im Alter von 40 deutlich darunter. Inzwischen spürt Ute Brandstetter ein Spannen in ihrer Brust und hofft, dass sie schwanger ist.

Piotr Lewandowski, der gemeinsam mit seiner Frau die Klinik "Novum" betreibt, hört sich ein bisschen erschöpft an, als wir ihn nach seinem Zwölf-Stunden-Tag endlich ans Telefon bekommen. Er habe in den letzten Jahren viele Anfragen von deutschen Frauen, sagt er, seine Klinik boomt. Woher er die Eizellen nimmt, findet er eher nebensächlich. "Meine anderen Kinderwunsch-Patientinnen geben was ab", sagt er schließlich, und: Es seien "gute" Eizellen, denn bei ihm ließen sich viele junge Frauen künstlich befruchten, deren Männer Zeugungsprobleme hätten. Die deutschen Kundinnen dürften sich Haar- und Augenfarbe der Erbgutgeberin aussuchen.

Danuta Opalska* aus Warschau war mehrere Jahre lang Lewandowskis Patientin. Sie ist froh, dass diese strapaziöse Zeit zu Ende ist. Die Ökonomin und ihr Mann haben vor zwei Jahren ein Kind adoptiert und freuen sich jeden Tag an dem kleinen Mädchen. Als Danuta es noch mit künstlicher Befruchtung versuchte, spendete sie selbst einmal Eizellen. "Dr. Lewandowski fragte mich nach dem Eingriff, ob ich einige von meinen 15 Eizellen an eine Leidensgenossin abgeben würde." Sie willigte ein. Aus Mitgefühl. Damals war sie 31 Jahre alt, und mehrere vergebliche Versuche standen ihr noch bevor. Später erfuhr sie, dass die Empfängerin ihrer Eizelle auch nicht schwanger geworden ist. War sie erleichtert? Danuta schweigt. "Diese Frage bewegt die Spenderinnen oft, vor allem, wenn sie selbst kein Kind bekommen haben", weiß die Medizinsoziologin Giselind Berg.

Alina arbeitet inzwischen in einer Spielzeugwarenfabrik. Sie verpackt Hochzeitskutschen aus rosa Plastik. Bald wird sie heiraten. Ob sie jemals Kinder bekommen kann, weiß sie nicht. Auch Raluca wünscht sich noch ein Geschwisterkind für Andrea. Doch es klappt nicht. Ihre Regel kommt spärlich. Sie fürchtet, dass sie mit gerade mal 24 Jahren durch die Eizellenspende unfruchtbar geworden ist. Manchmal liegt sie abends im Bett, drückt die kleine Andrea an sich und denkt an ihre anderen Kinder, die vielleicht irgendwo in der Welt herumlaufen.

*Namen von der Redaktion geändert

Text: Eva Schindele

Mtarbeit: Imke Zimmermann

Fotos: Gerald Hänel

BRIGITTE 20/05

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