Sozialbehörde fordert Aufklärung von SterniPark Wo sind die Babys aus der Babyklappe?
Sozialbehörde fordert Aufklärung von SterniPark Wo sind die Babys aus der Babyklappe?
Babys aus Babyklappe
Baby Flo (9 Wochen) guckt etwas kritisch in die Welt. Das Neugeborene ist eins der Kinder, die in SterniPark-Babyklappen abgelegt wurden
Foto: Meike Wirsel
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Von CHRISTIAN KERSTING
Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) lässt nach vier Babys aus Babyklappen des Vereins SterniPark fahnden. Dieser verweigert dem Senat angeblich seit Monaten Auskünfte über ihren Verbleib.
Wersich lässt deshalb prüfen, „ob es einen Anfangsverdacht für strafrechtliche Ermittlungen gegen SterniPark gibt“, sagte Sprecherin Jasmin Eisenhut zu BILD.
Ende Februar hatte die Behörde von SterniPark erstmals Auskunft über den Verbleib der vier Kinder angefordert, die letztes Jahr laut Verein in die Babyklappen gelegt worden seien.
Nach eigenen Angaben nimmt SterniPark abgegebene Kinder acht Wochen in Obhut. In dieser Zeit kann die Mutter ihr Baby zurückholen. Danach werde Kontakt mit dem Familiengericht der Adoptionsstelle aufgenommen.
Behörden-Sprecherin Eisenhut: „Nach unseren Ermittlungen hat SterniPark das Familiengericht nicht informiert. Wir haben auch bei Adoptionsstellen und Jugendämtern außerhalb Hamburgs recherchiert. Dort ist keine Meldung von SterniPark eingegangen. Nach dem Sozialgesetzbuch VIII ist der Verein dazu aber verpflichtet.“ SterniPark habe keine Genehmigung für eine Adoptionsvermittlung.
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„Mama, bitte
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Bisher habe SterniPark der Behörde nur mitgeteilt, dass drei Kinder wieder bei ihren leiblichen Eltern seien und ein Kind adoptiert worden sei. Eisenhut: „Nachprüfbar ist das für uns nicht, da Nachfragen mit Hinweis auf den Sozialdatenschutz verweigert werden.“ Zwar habe die Behörde auf diese Daten keinen rechtlichen Anspruch, doch werde nun geprüft, ob es „bezüglich solcher Fälle generell gesetzliche Lücken gibt“. Nicht einmal das Geschlecht der Kinder seien der Behörde bekannt.
Der Verein hat Babyklappen in Altona, Wilhelmsburg und Satrupholm bei Flensburg. Das Projekt Findelbaby wurde 1999 ins Leben gerufen. Die Babyklappe hat ein videoüberwachtes Wärmebettchen. Wird die Klappe geöffnet, löst ein Alarm aus.
BILD fragte SterniPark-Geschäftsführerin Leila Moysich: Weshalb sagen Sie nicht, wo die Babys sind?
Leila Moysisch: „Ich bin fassungslos. Als das Projekt Findelbaby ins Leben gerufen wurde, haben wir das Verfahren mit der Justiz- und Sozialbehörde abgestimmt. Wir haben alle Kinder, deren Mütter sich gemeldet haben, den Standesämtern gemeldet, mit den Daten der Mütter. Drei Mütter haben ihre Babys zurückgenommen, eins wurde mit Einwilligung der Mutter von einer anerkannten Adoptionsstelle vermittelt.“
Dies habe SterniPark der Behörde mitgeteilt, auch die Standesämter benannt. Moysich: „Wir lehnen es aber ab, Daten herauszugeben, die Rückschlüsse auf die Mütter zulassen. Unser Projekt funktioniert nur deshalb, weil die Frauen auf Anonymität vertrauen können.“
Jasmin Eisenhut widerspricht: „Wir wurden lediglich darüber informiert, dass die Kinder standesamtlich gemeldet wurden. Wann und wo, wurde nicht mitgeteilt.“
Thomas Böwer (SPD) will jetzt vom Senat wissen, wie eine Frau als Mutter eines Kindes aus der Babyklappe identifiziert werde, wenn sie sich melde. Auch lässt er klären, wie viele Babys Müttern zurückgegeben werden und wer Adoptionsvermittlungen vorgenommen habe.