Diakonie Heidelberg als erster deutscher Adoptionsdienst in der russischen Föderation akkreditiert

29 April 2004

Diakonie Heidelberg als erster deutscher Adoptionsdienst in der russischen Föderation akkreditiert

Immer mehr Menschen möchten Kinder adoptieren.

Der Auslandadoptionsdienst des Diakonischen Werkes

im Rhein-Neckar-Kreis will vor allem den Kindern helfen

und steigt als erster Adoptionsdienst überhaupt in

Russland ein.

„Wir suchen kein passendes Kind für Eltern, sondern wir suchen ein passendes Elternpaar für das Kind!“ sagt Siegmund Zimmermann (50), Leiter des Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis. Erst wenn das Kind nicht bei seinen leiblichen Eltern und auch nicht im eigenen Land gesund und glücklich aufwachsen kann, kommt eine Adoption ins Ausland in Betracht.

Als erster deutscher Auslandsadoptionsdienst ist das Diakonische Werk im Rhein-Neckar-Kreis jetzt offiziell bei der Russischen Föderation akkreditiert. Der Adoptionsdienst Parents-Child-Bridge, den die Diakonie seit 1998 zusammen mit dem Verein „Eltern-Kind-Brücke e.V.“ betreibt, wurde extra für Auslandsadoptionen ins Leben gerufen. Nun ist er auch in Russland tätig.

In vielen Bereichen kann man auf dem Gebiet der Auslandsadoptionen leider immer noch keine hundertprozentigen Garantien geben. Aber die Akkreditierung in der russischen Föderation dient der garantierten Zusammenarbeit mit den Adoptionsstellen in Russland. Das ist noch keine Selbstverständlichkeit, da es in der russischen Föderation keinen Akkreditierungszwang gibt. Das Procedere läuft ausschließlich über offizielle Stellen in Russland. Jeder Kindervorschlag, der für Parents-Child-Bridge aus Russland kommt, ist von den dortigen Behörden ausführlich geprüft worden. Das ist leider nicht immer der Fall. Bringen die „Eltern“ reichlich Bargeld mit ins Land, ist eine „Adoption“ selten ein Problem. Je mehr Geld fließt, desto passender werden die Kindervorschläge. Ob das Kind überhaupt zur Adoption freigegeben wurde, ob die Mutter ihr Einverständnis gegeben hat, und ob Papiere und Krankenakten tatsächlich der Wahrheit entsprechen, bleibt in solchen Fällen allzu oft im Dunkeln.

Ein Kindervorschlag von Parents-Child-Bridge wird hier in Deutschland von den zuständigen Jugendämtern noch einmal eingehend untersucht. Für den Adoptionsdienst ist es wichtig, mit den Behörden am Wohnort der möglichen Adoptiveltern zusammenzuarbeiten. „Wir bekommen Anfragen von der Nordseeinsel bis zum Alpendorf, da ist es ungeheuer wichtig, Ansprechpartner vor Ort zuhaben“; erläutert Zimmermann. Auch die Bewerber müssen einiges beachten. „Wir vermitteln zum Beispiel nicht an Alleinstehende, da dem Kind viel familiäre Hinwendung und Zeit zuteil werden soll, was bei berufstätigen Alleinstehenden nicht gegeben sein kann.“

Die Vorbereitung der Paare durch Parents-Child-Bridge ist sehr intensiv. So sollen sie – neben zahlreichen Gesprächen – die Möglichkeit haben, mit anderen Adoptivfamilien in Kontakt zu treten, oder mit erwachsenen Adoptivkindern aus dem Ausland zu sprechen. Auf einem der Vorbereitungsseminare treffen sie Sandra Schubnell, die aus Sri Lanka adoptiert worden ist. „Ich halte diese Treffen mit den Eltern für sehr wichtig. Viele Paare merken erst in diesen Gesprächen, was für Probleme zum Beispiel auf ein dunkelhäutiges Adoptivkind zukommen können. Das sind Situationen, die sie selbst gar nicht abschätzen können,“ sagt die 21jährige Studentin. „Wenn ich den Leuten erkläre, dass ich aus einem kleinen Dorf im Schwarzwald stamme, bekommen manche schon große Augen.“

Um die Rechtmäßigkeit und die einwandfreie Abwicklung der Adoptionsvorschläge auch in Russland sicherzustellen, wird Zimmermann im April selbst nach Pereslavl – 80 Kilometer östlich von Moskau – reisen. Dort gibt es jetzt sozusagen eine russische Dependance der Diakonie. So bindet sich Parents-Child-Bridge auch im Abkommen mit der russischen Föderation an die Bestimmungen des Haager Übereinkommens, welches seit 1993 internationale Adoptionen zwischen den Unterzeichnerstaaten regeln sollen. Russland hat diese Übereinkunft jedoch nicht unterzeichnet. Deshalb ist diese Konvention nicht für alle Adoptionsdienste in der russischen Föderation bindend. „Unsere Diakonie vor Ort dient auch dem einwandfreien Ablauf, denn die zukünftigen Eltern werden ihr Kind selbst in Russland abholen. Über unsere russische Vertretung wird alles offiziell und juristisch korrekt abgewickelt. Das Elternpaar wird ab seiner Ankunft in Russland umfassenden betreut und begleitet.“ Einer regulären Adoption aus Russland steht jetzt nichts mehr im Weg: Der erste Kindervorschlag für Parents-Child-Bridge aus der russischen Föderation ist in Deutschland eingetroffen.

CHRISTIAN NEHLS – JOURNALIST

letzte Aktualisierung am 29. April 2004

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