Erhöhte Nachfrage nach Adoptionen von Kindern aus Haiti

18 January 2010

Deutschland & Welt: Thema des Tages

Erhöhte Nachfrage nach Adoptionen von Kindern aus Haiti

Experten sehen Anfragen kritisch

Verletztes Kind in Port au Prince (AFP)

Nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti gibt es in Deutschland eine erhöhte Nachfrage nach Adoptionen von Kindern aus dem Karibikstaat. "Die Telefone stehen nicht mehr still", sagte eine Mitarbeiterin der staatlich anerkannten Auslandsvermittlungsstelle "Help A Child" in Kaltenengers. Auch bei der Hilfsorganisation Terre des Hommes und der Gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle (GZA) in Hamburg gab es vereinzelte Anfragen von Paaren, die angesichts der Not in Haiti ein Kind aus dem Land adoptieren wollten.

Oft handle es sich aber um Paare, die sich noch gar nicht mit der Frage von Auslandsadoptionen beschäftigt hätten, sagte die stellvertretende GZA-Leiterin Brigitte Siebert. An der juristischen Prüfung der Eltern und ihres Anliegens führe aber kein Weg vorbei. "Die Hoffnung, schnell und unbürokratisch ein Kind aus Haiti aufnehmen zu können, wird sich nicht erfüllen."

Auch der Verein "Help A Child", der normalerweise etwa 60 haitianische Kinder pro Jahr an deutsche Adoptiveltern vermittelt, hält ein sorgsames Adoptionsverfahren und eine Vorbereitung der Eltern für wichtig. "Einfach zu sagen, wir machen ein Flugzeug voll und dann kriegt ihr ein Kind, das geht nicht", sagte Leiterin Bea Garnier-Merz.

Etwas anderes sei das bei bereits abgeschlossenen Adoptionsverfahren, bei denen Kinder bereits deutschen Paaren zugewiesen wurden. Ihre Organisation bemühe sich beim Auswärtigen Amt darum, dass diese Kinder "sofort" nach Deutschland gebracht würden, sagte Garnier-Merz.

Ein Sprecher der Hilfsorganisation Terre des Hommes sagte, zunächst müsse geklärt werden, ob verwaiste Kinder nicht bei Verwandten unterkommen könnten. Erst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien, komme eine Auslandsadoption in Betracht. Erfahrungsgemäß hätten dabei aber ohnehin nur jüngere Kinder eine Chance. Es gebe kaum Bewerber für ältere oder behinderte Kinder.

http://www.rheinpfalz.de/cgi-bin/cms2/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=rhpMsg_thickbox.html&path=/rhp/welt/thema&id=HINTERGRUND100118143048.xnox4u4s