Kinderhilfe: Viele Kinder in Haiti ganz allein

18 January 2010

Kinderhilfe: Viele Kinder in Haiti ganz allein

Eichenau/München (dpa) - Nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti irren nach Berichten des Vereins Haiti-Kinderhilfe tausende Kinder allein durch die Straßen von Port-au-Prince und müssen dringend aus der Stadt gebracht werden.

«Sie sind schwer traumatisiert und keiner kümmert sich um sie», sagte Stephan Krause, Vorsitzender der Haiti-Kinderhilfe e.V. im oberbayerischen Eichenau, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Besonders Kinder, die nicht bei ihren Eltern lebten, sondern zum Arbeiten in andere Familien geschickt worden waren, würden von niemandem gesucht oder versorgt.

Eine anständige Versorgung könne nur außerhalb der zerstörten Hauptstadt gewährleistet werden. «In Gonnaïves im Norden der Insel gibt es beispielsweise ein Waisenhaus, das nicht zerstört ist. Die hätten Kapazitäten frei», sagte Krause. Allerdings gebe es auch dort bei weitem nicht genug Möglichkeiten, alle Kinder zu versorgen. Jetzt müssten sich vor Ort alle Hilfsorganisationen zusammenschließen, um den tausenden Kindern zu helfen.

Der Verein Haiti-Kinderhilfe vermittelt seit 1993 Patenschaften und finanziert durch Mitgliedsbeiträge und Spenden den Bau und die Erweiterung von Schulen, Krankenhäusern und Versorgungseinrichtungen. Gegründet wurde er von deutschen Familien, die Kinder aus Haiti adoptiert haben. Von Deutschland aus versuchen die Mitglieder nun, Hilfe zu organisieren und zu koordinieren. «Ein Krankenhaus in Port- au-Prince, das wir mitgebaut haben, steht beispielsweise noch. Auch Personal ist vorhanden. Nun versuchen wir von hier aus, Medikamente und Material zu beschaffen und dorthin liefern zu lassen, damit Verletzte behandelt werden können.»

In Haiti seien zurzeit einheimische Mitarbeiter damit beschäftigt, Listen der Vermissten zu erstellen. «Sie versuchen zu ermitteln, wer aus unserem Patenschaftsprogramm überlebt hat. Bisher haben wir aber nur gute Nachrichten von einem Kind und seiner Familie.» Krause selbst und seine Frau bangen um die Verwandten ihrer beiden adoptierten Kinder. «Die große Schwester meiner Tochter lebte bei einer Familie mitten in der Stadt. Wenn sie während des Bebens zu Hause war, ist die Chance gleich Null, dass sie überlebt hat.»