Koblenzer Adoptionsverein holte Kinder aus Erdbebengebiet in Haiti
Koblenzer Adoptionsverein holte Kinder aus Erdbebengebiet in Haiti
Frankfurt Sie wollten Waisenkindern aus Haiti die Chance auf ein besseres Leben bieten.
Aus dem Elend Haitis in neue Fami lien: Der Koblen zer Verein "Help a Child" holte diese Waisen nach Deutsch land. Nach dem langen Flug waren sowohl die Kinder als auch "Help"-Vor sit zende Bea Garnier-Merz am Ende ihrer Kräfte. Fotos: Help a Child
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Dann kam das Erdbeben. Nach Tagen der Sorge konnten 60 Paare ihre Adoptivkinder endlich in die Arme schließen.
Für 60 Kinder aus Haiti hat ein neues Leben in Deutschland begonnen. Am Donnerstag landeten sie am Frankfurter Flughafen. Dort warteten bereits ihre künftigen Adoptiveltern, die aus ganz Deutschland angereist waren. Diese "sind in den vergangenen Wochen durch die Hölle gegangen", berichtete Bea Garnier-Merz, Vorsitzende des Koblenzer Vereins "Help a Child".
Der Adoptionsverein hatte die Kinder bereits vor dem verheerenden Erdbeben im Karibikstaat vor zwei Wochen vermittelt. Viele der Eltern hatten ihre Kinder schon besucht und kennengelernt, teilweise unmittelbar vor der Katastrophe. Als dann Haiti bebte, ganze Stadtteile in sich zusammenstürzten, Hunderttausende Menschen unter den Trümmern begraben wurden, fürchteten die Eltern um das Leben ihrer künftigen Söhne und Töchter.
Dass für die Familien nun doch alles gut wurde, ist auch Bea Garnier-Merz zu verdanken, die in den vergangenen Tagen an ihre Grenze ging. Sie war selbst nach Haiti geflogen, um die Abreise der Adoptivkinder zu organisieren und den Waisenhäusern, mit denen "Help a Child" zusammenarbeitet, mit einer Sofortspende von 20 000 Euro aus der größten Not zu helfen. Kaum mehr als vier Stunden pro Nacht hat sie seit dem Beben geschlafen, dazu die Strapazen zweier Langstreckenflüge und Bustransporte von der Dominikanischen Republik ins zerstörte Port-au-Prince. "Für unseren Verein war das eine logistische Höchstleistung", berichtete die sichtlich erschöpfte 46-Jährige nach ihrer Rückkehr am Frankfurter Flughafen. Die Situation in Haiti ist nach wie vor weit entfernt von der Normalität, schilderte sie. Es herrscht großer Mangel an Nahrung und Wasser, auch in den Waisenhäusern. Einige der Kinder hatten seit zwei Tagen nichts zu trinken bekommen. Deshalb mussten 6 der 60 nach Frankfurt gereisten Kinder erst einmal in ein Krankenhaus gebracht werden. "Sie waren völlig erschöpft und dehydriert", sagte die "Help"-Vorsitzende.
Sowohl für die neuen Eltern als auch für die haitianischen Kinder beginnt jetzt die schwierige Phase der Eingewöhnung. Die Waisenkinder aus Haiti sind zwischen vier Monaten und sechseinhalb Jahren alt. "Gerade die älteren Kinder haben das Beben bewusst erlebt und sind traumatisiert", weiß Garnier-Merz. Sie hatten sich außerdem an ihre Betreuer im Waisenhaus gewöhnt. Die neue Umgebung bei einer fremden Familie kann ein zusätzlicher Schock sein. Sozialpädagogen von "Help a Child" werden die Familien deshalb in den nächsten Wochen und Monaten intensiv und professionell betreuen. Langfristig wird es den Kindern in Deutschland besser gehen als in ihrer alten Heimat, sagte Garnier-Merz. Sie spricht aus Erfahrung: nicht nur, weil sie schon viele Adoptivkinder nach Deutschland vermittelt hat. Sie ist selbst Mutter zweier Kinder aus Haiti.